Ratgeber


Gute Tipps für guten Schlaf

Gute Tipps für guten Schlaf

Volkskrankheit Schlafstörung
Für viele Deutsche ist die Nacht ein Alptraum: Sie schlafen nicht ein oder wachen immer wieder auf, grübeln stundenlang und fühlen sich am nächsten Tag wie gerädert. Die gute Nachricht: Nur in den wenigsten Fällen steckt eine körperliche Erkrankung hinter der gestörten Nachtruhe. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Schlafhygiene zu besserem Schlaf verhilft, welche Tipps bei Schichtarbeit günstig sind und welche rezeptfreien Einschlafhilfen Ihr Apotheker empfiehlt.
  • Schlechter Schlaf hat üble Folgen

    Die deutsche Schlafqualität lässt zu wünschen übrig. Jeder Dritte schläft schlecht, und jeder zehnte Erwerbstätige gibt an, unter Schlafstörungen zu leiden - so lauten die Ergebnisse einer Studie der Krankenkassen. Doch Ein- und Durchschlafstörungen sind nicht nur lästig, sie haben auch spürbare Folgen. Wer nachts keine Erholung findet, ist tagsüber weniger leistungsstark und leicht reizbar. Auch gesundheitliche Probleme drohen, denn schlechter Schlaf fördert die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht, Demenz und Diabetes.

    Hinweis: Nehmen Sie Schlafstörungen nicht auf die leichte Schulter. Suchen Sie frühzeitig Rat bei Ihrem Apotheker oder Arzt, damit es gar nicht erst zu gesundheitlichen Folgeproblemen kommt.

    Selbsthilfe durch Schlafhygiene

    Stecken weder Erkrankungen noch Medikamente hinter den Schlafproblemen, ist es sinnvoll, die eigene Schlafhygiene zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern. Folgende Maßnahmen fördern das Einschlafen und verbessern den Schlaf:

    • Trinken Sie 3 – 4 Stunden vor der Schlafenszeit keine koffeinhaltigen Getränke wie Kaffee, Cola oder schwarzen Tee • Vermeiden Sie abends schwere Mahlzeiten, um Ihr Verdauungssystem zu entlasten und auf die Nachtruhe vorzubereiten.
    • Mäßigen Sie sich beim Alkoholkonsum! Alkohol macht zwar müde, vermindert aber die wichtigen Tiefschlafphasen.
    • Seien Sie tagsüber aktiv und verringern Sie Ihre körperliche Aktivität zum Abend hin, damit der Körper in den Ruhemodus schalten kann.
    • Verringern Sie zum Abend hin auch die Internetaktivität und den Fernsehkonsum. Besonders wichtig: Vermeiden Sie beim abendlichen Fernsehen den Blick auf einen zweiten Bildschirm. Parallelnutzung von Laptop und TV überanstrengt das Gehirn und stört die Vorbereitung auf die Nachtruhe.
    • Schaffen Sie Rituale: Gehen Sie immer zum gleichen Zeitpunkt ins Bett und stehen Sie auch möglichst immer zur gleichen Zeit auf. Gehen Sie auf keinen Fall zu früh ins Bett, um Schlaf „aufzuholen“ - auch wenn Sie noch vom Vortag gerädert sind.
    • Optimieren Sie die Schlafumgebung. Am besten sind Raumtemperaturen zwischen 16 und 18°C, ein ruhiges, dunkles Zimmer und eine gute Matratze.
    • Verzichten Sie auf Mittagsschlaf. Wenn nötig, machen Sie einen Kurzschlaf von 20 Minuten (einen sogenannten Power-Nap), aber unbedingt vor 15 Uhr. Zu lange Ruhezeiten unter Tag sorgen nur dafür, dass der Schlafdruck geringer wird und erhöht die Chance, dass Sie abends nicht einschlafen.
    • Nehmen Sie den Druck raus: Schauen Sie nachts nicht auf Uhren oder Wecker, um dann über verbleibende Schlafzeiten zu grübeln.

    Tipp: Ein erholsamer Nachtschlaf besteht aus vier bis sechs 90minütigen Schlafzyklen, die von Einschlaf- über Tiefschlafphase bis zur Traumphase reichen. Stellen Sie Ihren Wecker auf eine Aufwachzeit, die ein Vielfaches von 90 Minuten ist. So wird verhindert, dass der Wecker Sie im Tiefschlaf weckt.

    Wenn Erkrankungen oder Medikamente den Schlaf stören

    Manchmal führen chronische Schmerzen oder Erkrankungen wie Epilepsien, die obstruktive Schlafapnoe oder Herzerkrankungen zu schlechtem Schlaf. Auch Medikamente können die Nachtruhe erheblich stören. Dazu gehören beispielsweise

    • Demenzmedikamente wie Piracetam
    • Antriebssteigernde Antidepressiva wie SSRI
    • Medikamente gegen hohen Blutdruck wie zum Beispiel Betablocker
    • Medikamente gegen Asthma wie Theophyllin oder Beta-Sympathomimetika
    • Hormonpräparate wie Kortison oder Schilddrüsenhormone.

    Liegen der Schlafstörung körperliche Erkrankungen oder die Nebenwirkungen einer Medikamenteneinnahme zugrunde, ist der Arzt gefragt. Er kontrolliert z. B. die Therapie einer chronischen Erkrankung oder prüft, ob ein angeschuldigtes Medikament ausgetauscht oder anders dosiert werden kann. Stören etwa wassertreibende Mittel die Nachtruhe hilft oft schon, ihre Einnahme auf morgens zu schieben.

    Tipps für Schichtarbeiter

    Schichtarbeit belastet den Organismus und stellt die Betroffenen vor eine Reihe von Problemen. Sie müssen sich nachts wachhalten, um zu arbeiten und tagsüber ihren Erholungsschlaf nachholen. Folgende Tipps sollen Schichtarbeitern helfen:

    • Die günstige Reihenfolge der Schichten für den Organismus ist der Rhythmus Früh-Spät-Nachtschicht. Wie viele Tage pro Schicht sinnvoll sind, unterscheidet sich individuell. Viele Schichtarbeiter empfinden 10 – 12 Tage pro Schicht als die beste Variante.
    • Kurze Nickerchen von etwa 20 Minuten vor oder während einer Nachtschicht senken die Schläfrigkeit, verbessern das Reaktionsvermögen und stören den späteren Erholungsschlaf nicht.
    • Um die (aufmunternde) Wirkung des hellen Sonnenlichts auf die innere Uhr zu vermeiden, empfiehlt es sich, im Sommer beim Nachhauseweg von der Nachtschicht eine Sonnenbrille zu tragen.
    • Koffein eine halbe Stunde vor Beginn der Nachtschicht (4 mg/kg) vermindert die Schläfrigkeit in der Nacht. 4 Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen sollten Sie dagegen kein Koffein mehr zu sich nehmen, um den späteren Schlaf nicht zu stören.
    • Vorsicht mit Schlafmitteln: Sie können zwar den Schlaf tagsüber verbessern, wirken aber oft über 8 Stunden hinaus (das nennt man Hangover) und verschlechtern dadurch Reaktionsvermögen und Leistungsfähigkeit während der folgenden Nachtschicht.
    • Stellen Sie Klingel und Telefon ab, wenn Sie tagsüber schlafen.
    • Weißes Rauschen, z. B. ein Ventilator oder ein auf hohe Frequenzen gestelltes Radio, überdeckt Außengeräusche und unterstützt das Einschlafen.

    Einschlafhilfen aus der Apotheke

    Führen die oben genannten Tipps nicht zum Erfolg, können Arzneimittel aus der Apotheke den Schlaf unterstützen. Zur kurzzeitigen Therapie stehen die H1-Antihistaminika Diphenhydramin (zum Beispiel in Betadorm®, Dormutil® oder Vivinox®sleep) und Doxylamin (zum Beispiel in Hoggar®night, Schlafsterne® oder Schlaftabs®ratiopharm) zur Verfügung. Beide Wirkstoffe sind etwa 30 bis 60 Minuten vor dem Schlafengehen einzunehmen. Generell sollen sie nicht länger als zwei Wochen angewendet werden, da es zu einer Gewöhnung kommt und die Schlafarchitektur verändert wird. Wird die Einnahme dieser Präparate beendet, muss dies schrittweise passieren, da bei abruptem Absetzen verstärkt Schlafstörungen auftreten.

    Diphenhydramin und Doxylamin haben zudem eine ganze Palette von Nebenwirkungen, die von Konzentrationsstörungen und Benommenheit über Mundtrockenheit, Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Blutbildveränderungen reichen. Verboten sind H1-Antihistaminika bei akutem Asthma, Grünem Star (Engwinkelglaukom), Epilepsie und Prostatavergrößerung, aber auch während der Schwangerschaft und in der Stillzeit.

    Hinweis: Antihistaminika wirken lange: Planen Sie daher bei ihrer Einnahme immer eine genügend lange Schlafdauer von 7 bis 8 Stunden ein, da es sonst zu einem Hangover (einer bis über den nächsten Morgen hinauswirkenden Müdigkeit) kommt.

    Baldrian & Co.

    Auch Pflanzenkraft soll Schlaflose in Morpheus Arme sinken lassen. So empfiehlt zum Beispiel die Europäische Arzneimittelbehörde traditionelle Extrakte aus Baldrian, Melisse und Passionsblume zur Anwendung bei Schlafstörungen. In klinischen Studien konnten pflanzliche Präparate bisher jedoch nicht 100%ig überzeugen.

    Da Baldrian & Co. keinen Hangover verursachen und zudem gut verträglich sind, ist es durchaus einen Versuch wert, den Schlaf damit zu fördern. Für eine einschläfernde Wirkung muss Baldrian allerdings hoch genug dosiert sein, Mindestmenge sind 400 mg Trockenextrakt pro Tablette oder Kapsel. Ganz wichtig bei pflanzlichen Einschlafhelfern ist auch die Geduld, denn ihre Wirkung entfaltet sich erst Tage bis Wochen nach täglicher Einnahme.

    Wer möchte, kann es bei Schlafstörungen auch mit Einnahme der Aminosäure Tryptophan probieren. Tryptophan wird im Gehirn zu Melatonin und Serotonin verstoffwechselt und soll gegen leichte Depressionen und Schlafstörungen helfen. Zwar ist die schlaffördernde Wirkung von Tryptophan umstritten, aber immerhin stört die Einnahme die Schlafphasen nicht und führt auch nicht zu einer Gewöhnung. Tryptophan soll 30 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen werden, die Anwendungsdauer beschränkt sich auf 4 Wochen. Nicht empfohlen wird Tryptophan bei Leber- und Nierenerkrankungen, außerdem darf es nicht mit Medikamenten kombiniert werden, die den Serotoninspiegel erhöhen (Antidepressiva vom SSRI-Typ oder MAO-Hemmer).

    Tipp: Wenn Nervosität und innere Unruhe die Ursache Ihrer Schlafstörungen sind, lohnt sich auch ein Versuch mit Lavendelöl (z. B. Lasea®). Lavendelöl ist zwar kein Schlafmittel, beruhigt und entspannt aber und wirkt damit positiv auf die Schlafqualität ein.

    Wenn alles nichts nützt …

    Helfen weder Schlafhygiene noch rezeptfreie Medikamente, steht der Gang zum Arzt an. Er kann mit dem Betroffenen gemeinsam entscheiden, ob vielleicht psychotherapeutische Maßnahmen wie eine kognitive Verhaltenstherapie sinnvoll sind oder doch eine kurzfristige Behandlung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten einleiten. Zur Verfügung stehen zum Beispiel Benzodiazepine, die sogenannten Z-Substanzen Zopiclon und Zolpidem, antriebshemmende Antidepressiva oder sedierende (einschläfernde) Neuroleptika. Auch hierbei ist aber nicht zu vergessen: Basistherapie bei nicht-organischen Schlafstörungen ist und bleibt die Verbesserung der Schlafhygiene.

    Quelle: Andrea Fuchs, DAZ 2019, Nr. 36, S. 40


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Ätherische Öle befreien die Nase

Ätherische Öle befreien die Nase

Baden, einreiben, inhalieren
Herbstzeit ist Erkältungszeit: Jetzt sind verstopfte Nasen und Nasennebenhöhlen, zähflüssiger Auswurf oder trockener Reizhusten an der Tagesordnung. Doch es gibt Linderung für geplagte Atemwege. Als Zusatztherapie oder als Einzelkämpfer putzen ätherische Öle in vielerlei Formen Nase, Rachen und Bronchien frei und helfen dabei, wieder richtig durchzuatmen. Lesen Sie in diesem Ratgeber, was Sie über Erkältungssalben, -bäder und das richtige Inhalieren wissen müssen und was Ihre Apotheke rezeptfrei für Ihre Atemwege bereithält.
  • Raus mit dem Schleim!

    Ätherische Öle sind eine Wohltat für erkältete Atemwege. Sie regen die Schleimhautdrüsen dazu an, vermehrt und flüssigere Sekrete zu produzieren und unterstützen damit das Abhusten und die Selbstreinigung von Lunge und Atemwegen. Damit die Öle ihre Arbeit tun können, müssen sie die Atemwege erst einmal erreichen. Dazu reibt man sie entweder in die Haut ein , badet darin oder inhaliert sie. Beim Inhalieren gelangen die ätherischen Öle direkt über die Atemwege in das Bronchialsystem, beim Baden und Einreiben werden sie nicht nur eingeatmet, sondern auch teilweise über die Haut aufgenommen und über den Blutweg zu Lunge und Bronchien transportiert.

    Hinweis: Weil ätherische Öle die Atemwege reizen, dürfen sie bei Asthma bronchiale, Keuchhusten und Pseudokrupp nicht angewendet werden, da sie zu einer lebensgefährlichen Verkrampfung der Bronchialmuskulatur führen können.

    Balsam und Salben

    Erkältungssalben bestehen meist aus einer Mischung unterschiedlicher ätherischer Öle in einer geeigneten Grundlage, wie zum Beispiel Vaseline. Häufig werden Eukalyptusöl, Fichtennadelöl oder Terpentinöl verwendet, oft mischt man auch Einzelkomponenten aus ätherischen Ölen wie Kampfer, Cineol oder Menthol dazu. Es gibt eine große Anzahl von Erkältungssalben- und balsamen, Beispiele sind Euflux®Creme, Pinimenthol®Erkältungsbalsam, Retterspitz Bronchial Creme oder Weleda Bronchialbalsam.

    Erkältungssalben trägt man zwei- bis viermal täglich auf Hals, Brust und Rücken auf. Ein Teil des Wirkstoffs verdunstet und wird eingeatmet, ein Teil wird über die Haut aufgenommen. Weil Erkältungssalben die Haut reizen können, dürfen sie keinesfalls auf Schleimhäute, entzündete oder erkrankte Haut oder gar auf offene Wunden aufgetragen werden. Wer sich nicht einschmieren möchte, kann auch eine flüssige Zubereitung wählen und diese direkt auf Kleidung, Bettwäsche oder ein Halstuch tropfen. Beispiele hierfür sind Olbas®-Tropfen oder Babix®Inhalat.

    Wieviel von dem ätherischen Öl in den Atemwegen ankommt, ist von Substanz zu Substanz unterschiedlich. Im strengen Sinn der evidenzbasierten Medizin konnte bisher kein Wirksamkeitsnachweis durch klinische Studien erbracht werden. Viele Schnupfenpatienten empfinden bei Anwendung aber trotzdem eine Linderung ihrer Beschwerden, weshalb Erkältungsbalsame ihren festen Platz in der Selbstmedikation haben.

    Hinweis: Vorsicht mit Erkältungsbalsamen oder -salben bei Babys und Kleinkindern! Für sie sind nur wenige Präparate geeignet. Bei der Verwendung von Reinsubstanzen wie Menthol oder Kampfer drohen den Kleinen sogar Bronchospasmen. Wenn Sie Ihrem Kind mit Erkältungssalben helfen möchten, lassen Sie sich individuell von Ihrem Apotheker beraten!

    Wohltuende Bäder

    Manch Schnupfengeplagter schwört auf wohltuende ätherische Bäder. Auch hier gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für ihre Wirkung, sie haben dennoch eine lange Tradition und empfehlen sich durchaus zur unterstützenden Behandlung von Atemwegserkrankungen, die mit zähflüssigem Schleim einhergehen. Beispiele sind Eucabal®Eukalyptusbad, Kneipp®Erkältungsbad oder stas®Erkältungsbad. Halten Sie sich unbedingt an die Gebrauchsanweisung der jeweiligen Packungsbeilage. In der Regel werden Badetemperaturen von 35 – 38°C und eine Badedauer von 10 – 20 Minuten empfohlen. Vermeiden Sie das Schlucken von Badewasser, bei empfindlichen Menschen kann dies zu Verkrampfung der Atemmuskulatur führen.

    Hinweis: Erkältungsbäder belasten den Kreislauf und sollten bei hohem Fieber nicht durchgeführt werden. Auch wenn Sie unter Herzmuskelschwäche oder hohem Blutdruck leiden, sollten Sie vor dem Verwenden eines Erkältungsbades sicherheitshalber Ihren Arzt befragen.

    Einfach inhalieren

    Ätherische Öle lassen sich auch mit Hilfe heißen Wassers inhalieren. Am einfachsten geht das mit der Kochtopf-Methode. Geben Sie Kamillenblüten, Salbeiblätter oder Thymian in einen Topf und schütten Sie heißes Wasser darauf. Hält man den mit einem Handtuch bedeckten Kopf über den Wasserdampf, gelangen die ätherischen Öle leicht in die Atemwege. Statt Blüten und Blätter kann man auch einen Strang Erkältungssalbe mit heißem Wasser überbrühen, gut geeignet dafür sind zum Beispiel Tumarol®Creme oder JHP®Rödler Japanisches Minzöl. Ganz einfach geht die Herstellung wohltuender Wasserdampf-Inhalate auch mit extra dafür hergestellten Lösungen aus ätherischen Ölen, zum Beispiel Pulmotin ®Erkältungstropfen oder Olbas®Tropfen.

    Ein Nachteil der Kochtopfmethode ist die Gefahr, sich zu verbrühen. Hier verschaffen spezielle Inhalatoren Abhilfe, mit denen die Wasserdampfinhalation einfach und sicherer ist. Erhältlich sind solche Inhalatoren zum Beispiel von Pinimenthol®, Soledum® oder Transpulmin®.

    Tipp: Wenn Sie unverdünnte ätherische Öle zum Inhalieren verwenden möchten sollten Sie diese so stark verdünnen, dass der Geruch kaum noch wahrnehmbar ist. Ansonsten wird möglicherweise zu viel Wirkstoff auf einmal freigesetzt und eingeatmet, es drohen Kopfschmerzen und als sogenannter Umkehreffekt eine Verminderung der Schleimsekretion.

    Inhalation von innen

    Ganz einfach und ohne Umkehreffekte, Verbrühungen und Hautreizungen geht das „Inhalieren von innen“. Die Fertigarzneimittel Gelomyrtol®forte, Sinolpan®forte und Soledum®Kapseln forte enthalten ätherische Öle und Reinsubstanzen, wie zum Beispiel Cineol, und lassen die Atemwege über den Blutweg aufatmen. Die Wirkstoffe werden in Kapseln eingenommen, im Dünndarm aufgenommen und zur Lunge transportiert. Dort regen sie die Sekretproduktion an und dämmen die Entzündung ein. Die Wirksamkeit der Inhalation von innen ist übrigens in klinischen in Studien dokumentiert.

    Tipp: Nehmen Sie die Kapseln immer mit einem Glas Wasser in Zimmertemperatur ein. Bei warmer oder heißer Flüssigkeit vermindert sich die Wirksamkeit, weil sich die Kapseln schon im Magen auflösen.

    Salzwasser für die Bronchien

    Salzwasser zu inhalieren ist für die Atemwege ebenfalls eine Wohltat und hat eine lange Tradition. Weil aber nicht jedem lange Schiffsreisen und Aufenthalte am Meer vergönnt sind, möchten viele den Meersalzeffekt in die heimische Wohnung holen. Die Kochtopfmethode versagt dabei leider, da das Salz nicht in die Dampfphase übergeht. Spezielle Vernebler (Inhaliergeräte) erzeugen jedoch Aerosole, deren Partikel über ein angeschlossenes Mundstück oder eine Maske in die Atemwege gelangen und dadurch auch das Salz oder andere Wirkstoffe bis tief in die Bronchien bringen.

    Zum Inhalieren gibt es verschiedene Systeme, zum Beispiel Druckluftvernebler, Schwingmembranvernebler und Ultraschallvernebler. Bei der Auswahl eines geeigneten Gerätes kommt es vor allem darauf an, wie groß die erzeugten Partikel sind und ob die Wirkstoffe die oberen oder die unteren Atemwege erreichen sollen. Zum Vergleich: Reiner Wasserdampf hat Partikel von etwa 30 μm, und Partikel über 10 μm verteilen sich in Mund, Rachen und Nase. Sollen die Partikel mitsamt Salz und Wirkstoffe bis in die kleinen Bronchien gelangen, müssen sie zwischen 3 und 10 μm groß sein, sind sie kleiner, können sie bis in die Lungenbläschen vordringen.

    Tipp: Sie möchten ein Inhaliergerät anschaffen? Bei der Vielzahl von Geräten, Systemen und Herstellern (z. B. aponorm, Beurer, MPV Medical, Omron, Pari) ist die Auswahl gar nicht so einfach. Lassen Sie sich deshalb in Ihrer Apotheke beraten, welches Gerät für Sie am besten passt.

    Richtig inhalieren mit Vernebler

    Wenn Sie sich für ein Inhaliergerät entschieden haben, lesen Sie die Betriebsanleitung sorgfältig. Darin steht auch, wie Sie das Inhalat einfüllen. Bei dessen Auswahl haben Sie die freie Wahl: Isotone Kochsalzlösung eignet sich zum Beispiel besonders gut zur Befeuchtung der Atemwege. Erhältlich sind fertige Ampullen wie zum Beispiel Pari NaCl Inhalationsampullen oder Emser®Inhalationslösung. Wer zusätzlich Schleim lösen möchte, kann es mit hypertoner Kochsalzlösung probieren (zum Beispiel MucoClear3% oder Isomar 3% hypertone Meersalzlösung). Prinzipiell lassen sich auch Medikamente wie Kortison, Salbutamol oder Ipratropiumbromid per Vernebler inhalieren, sofern Ihr Arzt Ihnen diese verschrieben hat. Neben dem Inhalat spielt auch die Technik eine Rolle:

    • Atmen Sie langsam und tief ein
    • Sitzen während der Inhalation aufrecht oder stehen Sie dabei
    • Halten Sie den Vernebler senkrecht
    • Tauschen Sie aus hygienischen Gründen jährlich Maske und Schlauch aus
    • Um Ansteckungen zu vermeiden sollte jedes Familienmitglied seinen eigenen Vernebler benutzen.

    Quelle: Birgit Benedek, DAZ 2018, Nr. 51, S.37


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Rheumatoide Arthritis

Rheumatoide Arthritis

Tipps für den Alltag
Wie können Menschen mit rheumatoider Arthritis ihre Schmerzen lindern und akuten Krankheitsschüben vorbeugen? Ein Überblick über bewährte Selbsthilfemaßnahmen.
  • Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung der Gelenke, an der etwa 1 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leidet. Ursächlich ist eine Störung des Immunsystems. Fehlgesteuerte Immunzellen wandern in die Gelenke und beginnen die Gelenkinnenhaut anzugreifen, sodass diese sich entzündet. Die Entzündung kann auf die Schleimbeutel, Sehnenscheiden, Gefäße, Augen, Haut und inneren Organe übergreifen. Eine genetische Veranlagung sowie bestimmte Umweltfaktoren, wie das Rauchen oder Infekte, scheinen das Risiko für eine RA zu erhöhen. Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. Die Erkrankung beginnt meist zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr oder jenseits des 60. Lebensjahres.

    Krankheit beginnt schleichend

    Bei Krankheitsbeginn kommt es oft zu vorübergehenden Gelenkschmerzen und Gelenkschwellungen, insbesondere der Fingergrundgelenke. Morgensteifigkeit der Gelenke und Druckschmerzen beim Händedruck sind weitere Erkrankungshinweise. Müdigkeit, Gewichtsverlust und leichtes Fieber können hinzukommen. Die Beschwerden verstärken sich meist in den folgenden Monaten. Im Endstadium kommt es häufig zu Gelenkdeformitäten, Hautdefekten und Trockenheit von Mund und Augen. Greift die Entzündung auf die Augen über, treten Augenschmerzen auf. Kurzatmigkeit weist dagegen auf eine begleitende Entzündung des Rippenfells oder des Herzbeutels hin.

    Frühe Therapie beugt Gelenkschäden vor

    40 Prozent der Patienten erleiden bereits in den ersten 6 Monaten irreversible Schäden an den Gelenkknochen. Eine frühe Therapie ist deshalb entscheidend, um Beweglichkeit und Lebensqualität zu erhalten. Gehen Sie deshalb bei entsprechenden Symptomen rasch zum Arzt.

    Die Therapie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Entzündungsreaktionen und damit die Schäden an den Gelenken zu stoppen. Deshalb werden die Betroffenen frühzeitig mit einer Kombination aus Medikamenten behandelt. Zum Einsatz kommen meist nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Glucocorticoide, DMARDs (disease modifying antirheumatic drugs) oder Basistherapeutika wie Methotrexat, Chloroquin oder Leflunomid. Die Arzneimitteltherapie ist meist unvermeidbar. Die zweite Säule der Therapie besteht in Bewegung. 

    Ruhe und Bewegung – Achten Sie auf die Balance

    Für einen Menschen mit RA ist das richtige Maß an Ruhe und Bewegung entscheidend. Die Ruhephasen reduzieren den Stress an den Gelenken und ermöglichen ein Abklingen der Entzündung. Gleichzeitig sollte jedoch die Bewegung nicht zu kurz kommen. Denn Bewegung verhindert, dass die Beweglichkeit weiter abnimmt und sich die Gelenke versteifen. Auch die Muskeln bilden sich bei unzureichender Bewegung zurück. Krankengymnastische Übungen sind deshalb unerlässlich zum Erhalt der Gelenkfunktion, am besten werden sie im Rahmen einer Patientenschulung erlernt. Das verlangt starke Selbstdisziplin und ist leider auch zeitintensiv. Doch es lohnt sich!

    Hinweis: Viele Arthritis-Patienten finden krankengymnastische Übungen im Wasser angenehm – probieren Sie aus, welche Übungen aus Ihrem Bewegungsprogramm Ihnen im Wasser mehr Spaß machen oder leichter fallen.

    Akute Entzündungen: Kälte hilft

    Physikalische Therapien wie Massage, Wärme- und Kältetherapien nutzen ebenfalls, dürfen jedoch die aktive (Kranken-)Gymnastik nie ersetzen. Eisbeutel oder Kühlpacks aus dem Gefrierfach lindern die akuten Schmerzen und Schwellungen, wenn Sie sie mehrmals täglich für einige Minuten auf akut betroffene Gelenke legen. 

    Hinweis: Schlagen Sie die Beutel immer in ein Tuch, damit die Haut keine Erfrierungsschäden davonträgt.

    Hilfreich sind auch kalte Wickel. Dabei wird ein mit Wasser durchfeuchtetes Tuch um das entzündete Gelenk gewickelt. Die Temperatur des Wassers sollte etwa zehn Grad unter der Körpertemperatur liegen, also bei etwa 27 Grad Celsius, wenn die Körpertemperatur normal ist. Besteht Fieber, sollte die Wassertemperatur entsprechend angepasst werden. Der Temperaturreiz des Wassers verbessert die Durchblutung und den Stoffwechsel. Das feuchte Tuch wird vom Körper erwärmt. Dadurch wird aufgestaute Wärme aus dem entzündeten Gelenk an das Tuch abgegeben.

    Hinweis: Ein Wickel besteht aus drei Lagen: innen ein durchfeuchtetes Baumwoll- oder Leinentuch, in der Mitte ein trockenes Zwischentuch aus Baumwolle, außen ein Wolltuch zum Verpacken und Fixieren. Den Wickel nicht in eine Plastiktüten oder synthetische Materialien einpacken. Das kann zu einem Hitzestau führen!

    Wohltuende Wärme zum Vorbeugen und Entspannen

    Wärmeanwendungen regen die Durchblutung an und entspannen die Muskeln, sodass verspannungsbedingte Schmerzen abnehmen können. Fehlhaltungen lassen sich so vorbeugen. Wärmebehandlungen kommen deshalb vor allem präventiv zum Einsatz.

    Hinweis: Wenden Sie Wärme nicht bei akuten Entzündungsschüben an, sondern nur in entzündungsfreien Intervallen. Bei akuten Entzündungsschüben greifen Sie besser auf Kälte zurück, um die Wärme aus dem entzündeten Gelenk abzuleiten.

    Gute Wärmequellen gibt es viele: zum Beispiel Fangopackungen, Einreibungen, Kirschkernkissen, Rotlicht oder Ultraschall. Nicht jedem Patienten tut dasselbe gut. Probieren Sie aus, wovon Sie profitieren. Von vielen Betroffenen werden Wärmeverfahren geschätzt, die den ganzen Körper betreffen, zum Beispiel Bäder oder Anwendungen in Infrarot-Kabinen. Ihr Vorteil: Neben ihrer Wirkung auf die Gelenke fördern sie zusätzlich die körperliche und seelische Entspannung. Die starken Temperaturreize in der Sauna vertragen nicht alle Betroffenen.

    Hinweis: Insbesondere Menschen die zusätzlich zur rheumatoiden Arthritis auch Ödeme, ein Herzleiden, eine Hauterkrankung oder Diabetes haben, sollten mit Wärme vorsichtig sein.

    Bleiben Sie am Ball!

    Hobbies und Sport sollten Sie weiter ausüben, solange die Schmerzen und Beschwerden nicht zunehmen. Gelenkschonende Sportarten sind etwa Schwimmen, Radfahren, Gymnastik oder Spazierengehen.

    Hinweis: Treiben Sie Sport in einer Gruppe. Das macht nicht nur mehr Spaß, sondern motiviert auch gleichzeitig.

    Bei RA leiden die Hände meist besonders. Auch hier helfen tägliche Übungen, die Beweglichkeit zu erhalten. Kneten Sie beispielsweise einen Knautschball in der Hand oder üben Sie mit zwei Qigong-Kugeln.

    Übung mit Qigong-Kugeln: Nehmen Sie die beiden Kugeln in eine Handfläche und lassen Sie die Kugeln mit leichten Bewegungen der Finger umeinander kreisen – erst zehnmal im Uhrzeigersinn, dann zehnmal gegen den Uhrzeigersinn. Wiederholen Sie die Übung mit der anderen Hand.

    Ist die Beweglichkeit der Hand bereits stark eingeschränkt, helfen spezielle Hilfsmittel beim Greifen und Anpacken, etwa Griffverdickungen, Knöpfhilfen oder spezielle Essbestecke und Trinkbecher. In einer Ergotherapie können Patienten mit rheumatoider Arthritis erlernen, wie alltägliche Verrichtungen gelenkschonend durchgeführt werden.

    Achten Sie auf Ihre Ernährung

    Es ist umstritten, welchen Einfluss die Ernährung auf den Krankheitsverlauf hat. Am meisten profitieren Rheumakranke wohl von einer ausgewogenen, aber fleischarmen Kost. Denn Fleisch enthält große Mengen an Arachidonsäure. Diese steht im Verdacht, die Entzündungen zu stärken. Nützlich soll ein hoher Anteil an Fisch sein, da den Omega-3-Fettsäuren eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird.

    Unbestritten ist dagegen, dass Übergewicht den Gelenken zusätzlich schadet. Vor allem gewichtstragende Gelenke sind durch verstärkte Belastung gefährdet. Streben Sie deshalb ein Normalgewicht an.

    Hinweis: Es gibt Seminare und Schulungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, bei denen Betroffene und deren Angehörige mehr über den Umgang mit der Rheumatoiden Arthritis erfahren können. Vielleicht haben Sie Interesse an einem solchen Kurs? Weitere Informationen zu Schulungen gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie.


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Schieltherapie schmackhaft machen!

Schieltherapie schmackhaft machen!

Mit Motivation und schicken Pflastern
Schielen ist bei Kleinkindern häufig, aber keinesfalls harmlos. Denn wenn das schielende Auge nicht richtig „mitschaut“, droht es seine Sehkraft zu verlieren. Behandelt wird Begleitschielen meist mit einem Augen- oder Schielpflaster (Okklusionspflaster). Dieses Auge-Zukleben ist zwar wirkungsvoll, aber für die Kinder nicht immer leicht zu akzeptieren. Lesen Sie in unserem Beitrag, was hinter der Okklusionstherapie steckt, welche Augenpflaster Sie in der Apotheke bestellen können und – vor allem – wie Sie Ihrem Kind oder Enkel die Therapie erleichtern.
  • Schielen frühzeitig entdecken

    Etwa 5% aller Kleinkinder leiden an einem Begleitschielen. Dabei schaut das schielende Auge nicht in die gleiche Richtung wie das gesunde Auge, macht aber dessen Bewegung mit. Ursache dafür ist meist ein Ungleichgewicht im Muskelzug der äußeren Augenmuskeln. Als Auslöser gelten z. B. erbliche Veranlagung, eine unkorrigierte Fehlsichtigkeit (vor allem Weitsichtigkeit) oder auch virale oder bakterielle Kinderkrankheiten.

    Häufig wird das Schielen im Rahmen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen vom Kinderarzt entdeckt. Oft erkennen aber auch schon die Eltern die ungewöhnliche Blickrichtung. Ist das Schielen sehr diskret, fallen die betroffenen Kinder auch durch folgende Verhaltensweisen auf:

    • Abdecken eines Auges mit der Hand
    • Zusammenkneifen der Augen
    • Schiefhalten des Kopfes
    • Akut auftretendes Stolpern oder Vorbeigreifen an Gegenständen.

    Die endgültige Diagnose stellt der Augenarzt. Er untersucht das Kind altersangepasst , bei den ganz Kleinen helfen zum Beispiel Hornhautlichtreflexe weiter. Der Schielwinkel wird mit weiteren speziellen Untersuchungen ermittelt. Und nicht zuletzt empfiehlt der Augenarzt, wie es therapeutisch weitergeht.

    Hinweis: Auch wenn Ihr Baby kein offensichtliches Schielen zeigt: Liegt in Ihrer Familie eine angeborene Sehschwäche oder Schielen vor, sollten Sie das Kind im Alter von 6 bis 12 Monaten augenärztlich untersuchen lassen.

    Brille und Pflaster

    Falls ein unkorrigierter Sehfehler wie Kurz- oder (häufiger) Weitsichtigkeit besteht, verordnet der Arzt zunächst eine Brille. Bei vielen Kindern lässt sich damit das Schielen beheben oder zumindest verringern. Die zweite wichtige Säule der Schielbehandlung betrifft das schielende Auge direkt: Durch die Nichtbenutzung verschlechtert sich seine Sehkraft immer weiter, im schlimmsten Fall droht die Erblindung auf dem schielenden Auge. Die Behandlung besteht deshalb darin, das schwache (schielende) Auge zu trainieren, damit sich die visuellen Funktionen der Sehbahn ausbilden können.

    Hinweis: Zögern Sie nicht, das Schielen Ihres Kindes diagnostizieren und behandeln zu lassen! Die Okklusionstherapie wirkt nur in der sensitiven Phase bis etwa zum 10. Lebensjahr. Danach ist der volle Seherwerb für das schielende Auge ausgeschlossen.

    Trainieren, trainieren, trainieren

    Das Training des schielenden Auges erfolgt mit Hilfe von sogenannten Okklusionspflastern. Dabei wird das gesunde Auge zugeklebt, um das schielende (schwache) Augen zum Fixieren und zum Sehen zu zwingen. Wie stark sich dadurch die Sehschärfe verbessert, kontrolliert der Augenarzt mit regelmäßigen, bei Schulkindern meist halbjährlichen Augenuntersuchungen.

    Die Okklusionstherapie wird so lange durchgeführt, bis die bestmögliche Sehkraft erreicht ist und stabil bleibt. Das kann manchmal Jahre dauern. Wichtig: Sie muss langsam ausgeschlichen werden, damit sich das schielende Auge an die neue Situation gewöhnen kann und der Erfolg bestehen bleibt. Für ein gutes Ergebnis müssen die Kinder unbedingt die mit dem Augenarzt individuell vereinbarten Tragezeiten einhalten. Diese betragen je nach Alter etwa

    • die Hälfte der Wachzeit im ersten Lebensjahr
    • bei älteren Kindern so viele Stunden, wie sie Jahre zählen (also ein Vierjähriges etwa 4 Stunden).

    Hinweis: Die Okklusionstherapie verhilft dem schielenden Auge, seine Sehkraft zu verbessern. Die Schielstellung selbst ändert sich durch das Pflaster nicht. Sie kann operativ behandelt werden, allerdings erst, wenn die Sehschwäche des schielenden Auges weitestgehend behoben ist.

    Welches Pflaster darf´s denn sein?

    Die für die Schieltherapie nötigen Okklusionspflaster verordnet der Augenarzt auf Rezept, die Kosten übernehmen die Krankenkassen. Die Pflaster unterscheiden sich in ihrem Klebstoff, (manche haben hypoallergenen, manche verstärkten Kleber), in ihrer Form (manche Pflaster eignen sich für beide Augen, bei manchen Pflastern werden Pflaster für rechts und links unterschieden) und – für die kleinen Nutzer am wichtigsten – in ihren Farben und Motiven.

    Auf dem Bestellformular, das zusätzlich zum Rezept bei der Apotheke einzureichen ist, kann sich das Kind seine Lieblingsmotive in 10er-Gebinden aussuchen. Die Motivauswahl ist nahezu grenzenlos und reicht von Disneyfiguren und Tierbildern bis zu Fußballmotiven, damit jedes Kind sein Lieblingsbild findet (z. B. Opticlude™Silicone, Piratoplast®Mix/Mix, Ortopad®soft mix).

    Wer es lieber schlicht mag, greift zu hautfarbenen oder weißen Pflastern, von denen manche wiederum mit kleinen Stickern aufgepeppt werden können. Das ausgefüllte Bestellformular faxt der Apotheker an den Hersteller, der innerhalb weniger Tage die gewünschten Pflaster in die Apotheke liefert. Dort können sie dann gegen Unterschrift auf dem Rezept abgeholt werden.

    Tipp: Damit Ihr Kind sein Lieblingspflaster in der Apotheke erhält, sollte der Arzt eine Begründung wie etwa „Sicherstellung einer konsequenten Therapiedurchführung“ auf das Rezept schreiben.

    Kleine Kleb-Schule

    Für jede Tragezeit bekommt das Kind ein neues Pflaster auf das gesunde Auge geklebt. Damit das Pflaster gut hält, muss die Haut um das Auge herum sauber, trocken und cremefrei sein. Beim Aufkleben ist einiges zu beachten:

    • Augen schließen lassen
    • weiße Papierfolie abziehen und das Pflaster mit der weißen Innenauflage auf das geschlossene Auge legen
    • darauf achten, dass die schmale, eingeschnittene Seite zur Nase zeigt und der Kleberand nicht auf der Augenbraue liegt
    • Pflasterränder gut andrücken
    • zu stark klebende Pflaster vorher kurz auf dem Unterarm ankleben, um die Klebekraft zu minimieren.

    Manche Kinder reagieren auf das Augenpflaster mit Hautirritationen. Hier hilft es, vor dem Pflasterkleben einen Hautschutz wie etwa Cavilon™Reizfreier Hautschutz auf die Haut um das Auge herum aufzutragen.

    Tipp: Lässt sich das Augenpflaster nur schwer entfernen, können Sie die Pflasterränder vorher mit etwas Speiseöl betupfen und es dann vorsichtig von der Nase in Richtung Ohr abziehen.

    Motivieren, aber richtig

    Für Kinder sind Okklusionspflaster meist alles andere als ein Vergnügen, auch wenn sie kunterbunt daherkommen. Doch damit die Therapie greift, müssen die vom Augenarzt verordneten Tragezeiten unbedingt eingehalten werden. Die Herkulesaufgabe für Eltern und Erzieher besteht also darin, das Kind in puncto Pflaster bei der Stange zu halten.

    Gerade zu Beginn der Therapie fühlt sich das Kind oft unsicher – immerhin ist ja sein sonst benutztes Haupt-Auge zugeklebt und das Blickfeld erheblich eingeschränkt. Erklären Sie kindgerecht, warum das „gute“ Auge zugeklebt werden muss. Oft hilft der Hinweis, dass das schwache Auge seine Muskeln genauso trainieren muss wie z. B. ein Fußballspieler oder Balletttänzerin. Weniger sportliche Kinder lassen sich vielleicht mit dem Argument überzeugen, dass man bei vielen Berufen zwei gesunde Augen braucht. Weitere Motivationstipps sind:

    • Pflaster selbst auswählen lassen
    • Klare Strukturen schaffen, Pflastertragen muss so selbstverständlich sein wie Zähneputzen
    • Getragene Pflaster in ein Sammelbuch oder einen Wochenplan einkleben lassen – ist eine Seite oder eine Woche voll, gibt´s eine Belohnung
    • Getragenes Pflaster dem Lieblingsstofftier aufkleben.

    Tipp: Lassen Sie das Kind sein Augenpflaster immer erst lange genug im häuslichen Umfeld ausprobieren, damit es sich an das eingeschränkte Sehen gewöhnen kann.

    Nahbereichsarbeit besonders hilfreich

    Die besten Therapieerfolge stellen sich ein, wenn das Kind das Pflaster bei konzentrierten Tätigkeiten im Nahbereich trägt. Dies sind zum Beispiel Basteln, Malen, Schreiben und Lesen, aber auch Puzzlen und Gesellschaftsspiele spielen. Unterstützende Übungen können Kinder auch in sogenannten Sehschulen erlernen, die häufig an Augenarztpraxen oder Augenkliniken angegliedert sind.

    In Zeiten von PC und Smartphones sind auch digitale Programme und Apps hilfreich. So gibt es zum Beispiel eine spezielle Sehschule, die an der Technischen Universität Dresden entwickelt wurde und die Schielkinder zu Hause am Computer absolvieren können (Caterna Sehschulung, die Kosten von aktuell etwa 380 Euro werden von vielen Krankenkassen übernommen). Eine andere Anwendung ist die kostenfreie Augenpflaster-App für Schielkinder. Diese enthält altersangepasste Spiele für die Zeit des Pflastertragens und einen separaten Bereich mit Informationen und Hilfestellungen für die Eltern.

    Quelle: Ines Winterhagen, DAZ 2019, Nr. 32, Seite 40


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